Recht auf Selbstsicherheit VI: Jeder hat das Recht zu sagen: "Ich weiß nicht."

Zu den Rechten auf Selbstsicherheit gehört auch, dass Sie entschei­den, was Sie tun wollen, ohne vorher über die Folgen der geplanten Aktion in allen Einzelheiten Bescheid zu wissen. Sie haben das Recht zu sagen "ich weiß nicht", wenn Sie auf Fragen keine präzisen Antwor­ten geben können. Wenn Sie sich schon vorher über jede mögliche Folge Ihrer Aktionen Fragen stellen würden, könnten Sie vermut­lich kaum irgendein Vorhaben durch­führen, ein Zustand, der Ihrem Manipulator wahrscheinlich sehr erwünscht wäre. Wenn jemand Ihnen durch sein Verhalten zu verstehen gibt, dass Sie genau wissen "sollten", was sich aus der Durchführung Ihrer Absicht erge­ben könnte, setzt er voraus, dass Ihnen die folgende Anschauung anerzogen worden ist: Du sollst jede Frage über die möglichen Folgen deiner Aktionen beantworten können, denn wenn du keine Antworten weißt, bist du dir nicht im klaren, welche Probleme du anderen Menschen bereiten wirst, und deshalb handelst du verantwortungslos und musst kontrolliert werden. Manipulationen dieser Art kommen im Alltag häufig vor. Die Teilnehmer meiner Kurse haben mir berichtet, dass ihnen von anderen Leuten vorgeworfen wird, sie seien verantwortungslos, weil sie nicht an die Folgen ihres selbstsicheren Verhaltens den­ken würden. Ein manipulativer Ehemann versuchte zu erreichen, dass seine Frau sich ihm wieder unterordnete und von ihm kontrol­lie­ren ließ, indem er sie fragte: "Was glaubst du wohl, was in diesem Land passiert, wenn jeder beschließen würde, sein eigener Richter zu sein?" Mit dieser Frage bezweckte der Ehemann, dass seine nunmehr selbstsichere Frau sich unwissend und damit auch unfähig fühlte, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Nachdem seine Frau für sich selbst entschieden hatte, ob diese Frage eine Antwort erfordere, erwiderte sie: "Keine Ahnung. Was würde denn passieren?"
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Eine Manipulation, deren Basis die anerzogene Anschauung ist, dass man auf jede Frage eine Antwort wissen muss, kann sowohl in unverhüllter als auch in subtiler Form erfolgen. Für gewöhnlich kann man sie an folgenden Redewendungen erkennen: "Was wür­de geschehen, wenn ...", "Was muss das für ein Freund, Mensch, Ehe­mann, Sohn usw. sein, wenn er ...". Um mit einer solchen Manipulation fertig zu werden, brauchen Sie gar nicht wissen, was geschehen würde, wenn ... Niemand kann alle Folgen seines Verhaltens im voraus abschätzen. Wenn der Manipulator das Bedürfnis hat, Spekulationen anzustellen, dann lassen Sie ihn das ruhig tun.