Die Lieblingsfrauen der Schütze-Männer
geboren: 22. November bis 20. Dezember

Von diesem Wanderer zwischen zwei Welten weiß man, dass er fast nie­mals an seinem Geburtsort verbleibt! Von hundert Schütze-Männern leben neunzig im Ausland oder kommen dorthin – zumindest aber weit entfernt von der elterlichen Sphäre. Glück – so wähnt der Schütze-Mann – beginnt in der Ferne! Die großen Globetrotter, Forschungs­reisenden, die Auslandsingenieure, Export­kaufleute, die Kerle, die gegen den Stachel von Recht, Gesetz oder Weltan­schauung löcken – die Freibeuter und Rebellen im Geiste wider den Krämer-Horizont, die Unabhängigen, Freimü­ti­gen und Weltver­besserer, die Optimisten aus Leidenschaft, die "Getriebenen" und ewigen Wanderer – sie alle sehnen sich nach dem freien Sternenzelt unterm Schützen!
Ihre Gattinnen haben ihre liebe Not, sie an den häuslichen Herd zu fesseln, denn sie finden allezeit "unterwegs" so viele kleine Freuden, dass sie zuweilen ganz vergessen, wo der schmale Pfad von Tugend und Pflicht verläuft. Vom lockenden, unbekannten Abenteuer "verführt" zu werden, ist dem Schütze-Mann ein lebens­erhöhendes Gefühl!
Wenn Sie uns fragen: Lassen Sie ihm doch die Freiheit, das Suchen und "Finden"! Einmal gefunden, wird es ihm schon wieder langweilig und manchmal zur Last. Und außerdem: Er kommt immer wieder! Im letzten Winkel seines Herzens ist eine Hinter­tür, und immer wieder reizt es ihn, durch diese geheime Pforte zu entschlüpfen. Es ist das "Abgründige" im Schütze-Mann, das Speku­la­tive, das Spiel mit dem Glück oder dem Zufall, die Sehnsucht nach dem Wunderbaren.
Älter geworden, hat er langsam eingesehen, dass auf allen Herden und in allen Töpfen mit Wasser gekocht wird. Gewiss – auch dann noch poltert er manchmal, ist reizbar, zwiespältig, vielgesichtig, aufbegehrend, ungeduldig. Lassen Sie ihn poltern, denn es tut ihm hernach wieder leid. Sehr gereifte Gattinnen von Schütze-Männern beherrschen die Kunst von Walfischfängern. Sie lassen die ehe­li­chen Fesseln etwas nach, ziehen sie wieder an und locken aufs neue. Er wird dabei müde, und später gibt er es auf. Als "Eigen­tums­wohnung" aber können Sie das Herz eines Schütze-Mannes niemals kaufen. Betrachten Sie sich lieber lebenslänglich als seine Freundin, denn eine Freundin braucht er fast immer. Ihr beichtet er alle Wunden sei­nes Gemüts und die geheimsten Sehnsüchte. Einen Schütze-Mann zu haben und auch zu behalten, heißt daher, psychologische Seelen­beraterin, Dompteuse und Philosophin von hohem Rang zu sein! Unseren Glückwunsch zu Ihrer Selbstver­leug­nung und Seelengröße, wenn Sie es mit einem Schütze-Mann auf die silberne Hochzeit bringen!
Gewöhnlich hat er prophetische Ahnungen – von dem, was ihm später blüht. Aber, gleich Odysseus (er war sicherlich ein Schütze-Geborener!) gerät er nach langwierigen Irrfahrten, vorbei an zahllos lockenden Sirenen, in den ehelichen Hafen. Später behauptet er, ihn freiwillig angesteuert, zu haben. Aber dem ist nicht so! Es liegt daran, dass sich Schütze-Männer keineswegs wie Odysseus an den Mast binden, sondern von Sirenenangeboten ausgiebig Gebrauch machen! Niemand nimmt ihnen das Übel, am wenigsten die Sirenen.
Aber jung gewohnt, ist alt getan! Und eines Tages kommt der Lebens­lustige, Vielgereiste, preisend mit viel schönen Reden an die Falsche – die er als die Richtige zum Standesamt führt. Bald nach der Hochzeit hält er gezwungenermaßen witzige Conferencen über das An­regungs­bedürf­nis des Mannes und die Universalität der Liebe. Es gibt aber wenig Gattinnen, die solch welt- und weiboffene Horizonte auf die Dauer als "naturgegeben" in Ordnung finden! Und so beginnt der Schütze-Mann – gerecht und freiheitsbewusst – wieder zu "suchen" – nach seinem Sternen-Double.
Sehr reif und ruhiger geworden, geht er nicht mehr in die Ferne, sondern in sich. Dann findet er, dass es ganz egal ist, welche Frau er auch heiratet – es wird doch immer ein Kompromiss daraus. Dann sündigt er nur noch – im Geiste.
Die wahren Lieblingsfrauen des Schütze-Mannes sind jene, die nicht sofort juristisch formulierte Wünsche zeigen, in den Familien­stand erho­ben zu werden! Trotzdem aber heiratet jeder Schütze-Mann einmal, sehr viele sogar zweimal und ganz Unver­wüst­liche dreimal. Dass sein Liebesglück fast immer in der Ferne blüht, ist eine statistisch erhärtete Tatsache! Jüngere Schütze-Männer tragen Mörder­gruben im Herzen, in denen sie abwechselnd ihre Gefühle hegen, dann wieder schlachten. Sie werden zwangs­läu­fig zu Lebenskünstlern und im besten Fall kommt dann jene Frau, die sie bemuttert und ihrer schwankenden Entschluss­losig­keit eines Tages in kühnem Frontalangriff ein Ende bereitet. Sie ahnen es: es ist fast immer eine Löwe-Frau, sehr oft auch eine Widder-Frau, mitunter auch eine Dame aus dem Zeichen Skorpion. Die Seelenfreundinnen sind aber aus Wassermann und Waage! Trotzdem: Niemals erstirbt der Zweifel in seiner Brust, welche die Richtige nun wohl sei!
Es liegt auf der Hand: Er braucht einen Harem: eine Frau für alle Tage und schlechtes Wetter, aber auch eine für die Sonntage des Lebens, ein kesses Mädchen zum Verlieben, aber auch eine reife Frau zum Beichten, einen prickelnden Satan zum Abgewöhnen und eine Dame der Gesellschaft um sich am ihr "emporzuranken"! Last not least möchte er strauchelnde Mädchenseelen retten und neugierige verführen. Nur die allzu "Wissenden", die Überreifen, die Witwen mit dem harten Zugriff, die Energischen, die ihn Hausmannskost, Pflichtbewusstsein und Ankerwerfen lehren wollen – die scheut er!