Mein persönlicher Esperanto-Werdegang

Ich erfuhr als Schüler zum erstenmal von Esperanto. Ich fand das eine gute Sache, hatte aber persönlich (noch) kein Interesse.

Nach sechzehn Stunden Selbst­lern­kurs war ich in Esperanto genauso gut, wie nach sechs Jahren Schule in Englisch.

Mitte 20 (um 1975) stieß ich wieder darauf, lernte die Sprache und schloss mich der Karlsruher Esperantogruppe an. Der Dilettantismus bei der Öffentlichkeitsarbeit ermüdete mich nach und nach, so dass ich das Engagement mit der Familien­gründung wieder aufgab.

Als ich Anfang 40 (Anfang 90er Jahre) nach beruflichem Aufstieg, Familiengründung und Hausbau wieder etwas Muse hatte, griff ich das Thema wieder auf. Ich frischte meine Kenntnisse auf und begann zur Übung Texte von Esperanto ins Deutsche zu übersetzen. Nachdem ich für einen sozialen Verein den Text "Was mich an Esperanto fasziniert" verfasst hatte und zur sachlichen Überprüfung an den Deutschen Esperantobund schickte, wurde ich von dort gleich für die Öffentlichkeitsarbeit gewonnen. Im weiteren Verlauf war ich sowohl im bundesweiten Verein als auch in einer lokalen Esperantogruppe und einer Siemens-Esperantogruppe sehr aktiv. Ich genoss es, mich mit Menschen jeglicher Herkunft problemlos unterhalten zu können; auf Kongressen wusste ich manchmal nicht mal, woher mein Gesprächspartner kam.

Leider endete mein Engagement nach wenigen Jahren aus politischen Gründen:
Esperantisten sind auch Menschen. Und der Durchschnittsmensch zieht zwar gern Nutzen aus einer Sache, ohne sich aber viel dafür engagieren zu wollen. Und so hatte es mangels genügend Aktiver eine Gruppe Linker an die Spitze des Vereins gespült. Im normalen Alltag war das ohne Bedeutung, aber nach der Wiedervereinigung und den Ausschreitungen von Hoyerswerda verbreitete diese Clique im Namen des eigentlich parteipolitisch neutralen Vereins eine sehr linke Resolution und indoktrinierte auch vereinsintern. Mein Versuch, zu mäßigen, wurde mit Mobbing quittiert, und ich zog die Konsequenzen. Nach meinem Ausscheiden wurde dieser Vorstand zwar abgewählt und durch echte Esperantisten ersetzt, aber ich hatte erst mal die Schnauze voll. Nicht von Esperanto, sondern nur von der Organisation, aber ohne Kontakt zur Organisation fehlt die Infrastruktur, so dass auch mein Esperantogebrauch zum Erliegen kam.

Mit 66 Jahren, als Rentner, kam wieder Interesse auf. Aber ich werde mich nicht mehr formal engagieren, sondern hauptsächlich mein altes Archiv aufbereiten und ausgewählte Inhalte online stellen. Es sind ein paar schöne Texte und Überlegungen für Werbung und Lernen dabei.