Entstehung von Aberglauben

Im Gegensatz von Religionen, deren Lehren aus Natur­be­obach­tung, persönlichen Erlebnissen und Halluzinationen entstanden, hat verbreiteter Aberglaube einen realen Hintergrund, der aber entweder in Vergessenheit geraten ist oder gar nicht verstanden wurde.
Hier drei Beispiele:

Vierblättriger Klee

Vierblättrigen Klee zu finden, soll Glück bringen.

Vierblättriger Klee ist hierzulande eine sehr seltene Mutation. Wer sie zwischen all dem anderen Klee entdeckt, der ist ein sehr aufmerksamer Mensch. Ein solcher Mensch entdeckt aber auch sonst im Leben Dinge, die andere Menschen nicht oder später bemerken, insbesondere Chancen und Gefahren. Er kann also Chancen früher nutzen und Gefahren früher ausweichen als andere, und hat damit mehr "Glück".
Dieser Effekt wurde bestimmt beobachtet und erkannt, aber da die Menschen nicht so tief dachten, wurde halt ein Kausal­zusam­men­hang hergestellt.

Die korrekte Aussage müsste also sein, dass ein Mensch, der einen vierblättrigen Klee findet, Eigenschaften besitzt, die seinem Glück förderlich sind.

Schornsteinfeger

Einem Schornsteinfeger zu begegnen (oder ihm gar die Hand zu schütteln) soll Glück bringen.

In früheren Zeiten, als die Häuser noch meist aus Holz gebaut und mit Öfen oder gar offenen Kaminen in den Wohnräumen geheizt wurden, gab es gelegentlich Feuersbrünste, die auf Grund der Bebauung auch auf Nachbarhäuser oder ganze Ortschaften übergrif­fen. Nicht selten waren schlecht ziehende oder verrußte Kaminschächte die Ursache. Es war also eine wichtige Brand­schutz­maß­nahme, die Kaminschächte rechtzeitig zu reinigen.

Wenn man also einem Schornsteinfeger begegnete, bedeutete das, dass (höchstwahrscheinlich) in der Nähe wieder mal durch Kaminreinigung die Brandgefahr verringert worden war und somit Leben, Hab und Gut etwas sicherer waren.

Astrologie

Laut Astrologie soll das Leben eines Menschen von der Konstellation der Gestirne bei seiner Geburt bestimmt sein.

Es gibt einen Punkt, in dem der Geburtszeitpunkt tatsächlich einen Einfluss auf die Persönlichkeit des Menschen hat:

Es macht für die Entwicklung eines Kindes einen gewaltigen Unterschied, ob es in den ersten Lebenswochen/monaten sich viel im Freien an frischer Luft aufhalten und frei strampeln kann (Löwe), oder wegen des Wetters wenig an die frische Luft kommt, und dann beengend eingepackt (Steinbock). Beim Versuch, die Welt zu verstehen, hat man dann aus der zeitlichen Gleichheit zwischen persönlichkeitsprägendem Geburtszeitraum und am Him­mel stehender Sternbilder einen Kausalzusammenhang konstruiert.

Die ganzen "Feinheiten" der astrologischen "Wissenschaft" entstanden dann durch Versuche, Fehlvoraussagen zu integrieren. Analog dem ersten psychologischen Experiment auf meiner Seite Realität und Wirklichkeit. Und schließlich kapitulierten die Astrologen mit der Ausrede "Die Sterne machen geneigt, aber sie zwingen nicht".

Mit den Sternen hat das Ganze nichts zu tun. Das sind einfach Gasriesen, die in unvorstellbar weiter Entfernung schweben. Was uns von ihnen erreicht ist Licht und Gravitation, aber in einem Ausmaß, das im Rauschen aller Einflüsse untergeht. Nur Mond und Sonne sind so nah, dass die von ihnen ausgelösten Gezeiten und die Gasausbrüche der Sonne einen merkbaren Einfluss ausüben können, aber den nicht selektiv auf bestimmte Menschen.

Mehr dazu auf Psiram.