Bitte nach Ihnen

Sicher kennt jeder solche Menschen, die gedankenlos handeln – oder auch nur an sich denkend. Aber wenn man sie durch Freundlichkeit aus ihrem Trott herausholt, wachen sie auf und werden selbst nett. Oft weil sie es von Natur aus sind, manchmal auch nur aus aner­zo­ge­nem Ritual.
Wer hat noch nie so eine Szene erlebt: Da gehen zwei Menschen auf eine Tür zu. Vor der Tür merken sie, dass sie sich in die Quere kommen und sind verunsichert. Plötzlich sagt (oder gestet) der eine: "Bitte nach ihnen". Worauf der andere quasi automatisch reagiert: "Nein, bitte nach ihnen".

Das erinnert mich an folgenden Vorfall:
Ein begnadeter Redner trat auf einer Freiluftveranstaltung auf, wo er wie üblich alle Menschen in seinen Bann zog. Als es Abend wurde, meinten seine Mitarbeiter, man solle die Leute heim­schicken, weil sie ja müde und hungrig seien und für Gastronomie nicht gesorgt war. Der Redner, der auch ein exzellenter Menschen­kenner war, befahl stattdessen seinen Mitarbeitern, von ihrem persönlichen Proviant den Leuten etwas abzugeben. Also gingen sie durch die Reihen der Zuhörer und boten denen von ihrem Essen an. Da zeigte es sich, dass die Menschen zwar unterschiedlich, aber im Durchschnitt doch recht gut versorgt waren. So nahmen dann diejenigen, die nichts oder wenig hatten, bescheiden von dem angebotenen Vorrat, und diejenigen, die reichlich hatten, fühlten sich durch das Angebot veranlasst, statt dessen von ihrem Überfluss zum Vorrat dazuzulegen. Und als die Helfer schließlich durch die ganze Menschenmenge gegangen waren, war der Vorrat größer als zuvor.

Preisfrage:
Wie groß war der Vorrat vor und nach der Aktion?
Wieviel Menschen waren auf der Veranstaltung?
Wann fand die Veranstaltung statt?

Zur Lösung (11-17)

Wunder nennen wir natürliche Ereignisse, zu deren Verständnis wir nur (noch) nicht genug Informationen haben.

Die Erstfassung dieses Textes schrieb ich am 9.5.2004 im Forum der Aktion "7 Wochen Ohne"


Die wundersame Zeitvermehrung

Frei nach dem Evangelium nach Johannes, Kapitel 6

  1. Als Jesus aufblickte und sah, dass so viele Menschen immer nur ge­schäftig waren, fragte er Philippus: Wo sollen wir Zeit herneh­men, damit diese Menschen Ruhe finden?
  2. Das sagte er aber nur, um ihn auf die Probe zu stellen; denn er selbst wusste, was er tun wollte.
  3. Philippus antwortete ihm: Zeit von zweihundert Haushaltshilfen und Kinderkrippen reicht nicht aus, wenn jeder von ihnen auch nur ein kleines Stück entlastet werden soll.
  4. Einer seiner Jünger, Andreas, der Bruder des Simon Petrus, sagte zu ihm:
  5. Hier ist ein kleiner Junge, der hat fünf Stunden und zwei Minuten; doch was ist das für so viele!
  6. Jesus sagte: Sprecht die Menschen einzeln an. Da merkten sie auf; es waren etwa fünftausend.
  7. Dann nahm Jesus die Stunden, sprach das Dankgebet und hörte den Menschen zu, so viel sie wollten; ebenso machte er es mit den Minuten.
  8. Als die Menschen zu Ruhe und Besinnung gekommen waren, sagte er zu seinen Jüngern: Sammelt die übrig gebliebenen Zeitstücke, damit nichts verdirbt.
  9. Sie sammelten und füllten zwölf Tage mit den Stücken, die von den fünf Stunden nach der Aktion Lebenshilfe übrig waren.

Als ich 25.3.2007 in der Hängematte dem Fernsehgottesdienst zuhörte, schnappte ich im Halbschlaf eine Bemerkung auf, die klang, als habe man eben das Wunder der Brotvermehrung in einer Zeit-Variante vorgetragen. Egal ob das stimmt oder eine Fehlinterpretation war, ich habe den Gedanken damals sofort noch mal nachvollzogen, und diese Fassung gleich im Forum der Aktion "7 Wochen Ohne" veröffentlicht. Bei dieser Gelegenheit erfuhr ich von einer weiteren Fassung.