Ich hatte irgendwann den Satz gelesen, dass die Menschen heute nicht mehr beten, "Herr, Dein Wille geschehe", sondern "Nicht Dein Wille geschehe, sondern der meine." Das brachte mich auf den Gedanken, mal das "Vater unser" in der Fassung zu schreiben, wie es viele Menschen von heute beten würden. (Und nur Menschen von heute?)
Vater unser, der du weit weg bist im Himmel!
Gleichgültig ist mir dein Name.
Mein Reichtum komme.
Mein Wille geschehe,
dann hab ich den Himmel auf Erden.
Mein tägliches Schnitzel gib mir heute.
Und komme mir nicht mit Schuld,
denn Schuld sind nur die anderen.
Und gönne mir doch die Versuchung,
aber erspare mir die Konsequenzen.
Denn mein sei das Geld
und die Macht
und die Wichtigkeit
in Ewigkeit. Amen.
Grausam, nicht? Aber wenn ich so manche Diskussionen im Internet verfolge oder die Medien betrachte oder auch nur die Menschen, die mir täglich über den Weg laufen... So extrem ist es nur bei einer Minderheit, aber ein bisschen von dieser Einstellung steckt in jedem.
Juni 1997